Geschichte des Salons

„ A public world in a private space. “

Der Salon ist die Erfindung der Frau, er ist die Schaffung eines öffentlichen Raumes in privater Sphäre.

Der Ursprung des Salons…

Die Salonkultur weist eine 200 Jahre währende kulturelle Epoche in der Suche nach neuen Formen menschlicher Kommunikation und Nähe aus. Die französische Salonkultur des 17./18. Jahrhunderts prägte die anderen Salons in Europa und Russland und konnte als Pendant zur höfischen Kultur verstanden werden.

„Von einem Salon kann man erst von dem Augenblick an sprechen, als sich kulturelle Zentren auch außerhalb des Hofes, des Palastes oder Palazzos, in der Stadt und in privaten Häusern etablierten.“

Der Salon sollte gegen das höfische Leben ankämpfen, der Bourgeoisie einen „Ort des Hofes“ geben. Leistung vor Geburtsrecht, Anstand vor Geld. Die Intention, durch die Etablierung von privaten gesellschaftlichen Zusammenkünften, einen Kontrapunkt zum höfischen Leben zu setzen und somit die Machtsphäre der Aristokratie außerhalb des Hofes zu behaupten, verlor allerdings nach der französischen Revolution ihre Bedeutung.
Die Goncourts (Edmond und Jules de Goncourt) führen dazu aus, dass sich für die Entwicklung der Salons dieser Zeit drei Epochen abzeichneten:
Über das anfangs süße Gefühl hinaus „en famille“ zu sein, zeigte die zweite Epoche das Vergnügen in seiner triumphalsten Form, während die dritte Epoche mit Blick auf die Zukunft lebte; abwartend, denn bekanntlich folgte die Französische Revolution nach.
Die Salonkultur wie wir sie heute kennen, entwickelte sich daher erst nach der französischen Revolution zu ihrer Blüte. Der Niedergang des palästischen Lebens und des Hofes, der früher Schauplatz von Kunst und Kultur war, wurde durch den Salon in seiner neuen Form abgelöst.

Der Salon und die französische Revolution.

Die erste moderne Kämpferin für das Frauenwahlrecht war Olympe de Gouges. Sie verfasste im Laufe der französischen Revolution erst 1791 in großer Eile die Déclaration des droits de la Femme et de la Citoyenne (Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin), die als Protest gegen die Männer-Privilegien, die in Verfassungsrang erhoben wurden, zu verstehen war. Ihre feministisch-revolutionäre „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“ war noch in Druck, als die männlich geprägte bürgerliche Verfassung bereits angenommen und Frankreich eine konstitutionelle Monarchie geworden waren.
Olympe de Gouges wurde im Sommer 1793 verhaftet (zur Zeit der Terrorherrschaft Robespierres) und im November 1793 nach kurzem Schauprozess hingerichtet.

„Women in general do not like any art, know nothing about any, and have no genius.“
Maximilien Marie Isidore de Robespierre, Rechtsanwalt und Politiker.

 Der Salon war die Domäne der Frau, der Salonière. 

„Man sorgte sich vor der Unabhängigkeit der Frau, vor der Destabilisierung des Instituts der Ehe, vor der gebildeten Frau.“

Der Salon als Domäne der Frau war zu einem Instrument geworden, gegen die Entrechtung der Frau anzukämpfen. Die private Sphäre war von jeher der Machtraum der Frau. Während Männer ihre Macht im öffentlichen Leben wahrnahmen, taten Frauen dies zurück gezogen im Heim. Die Rolle der Frau des 18. Jahrhundert war jene der Mutter und Ehefrau. Die Emanzipation der Frau begann durch den Salon. Der Salon gab den Frauen der elitären Gesellschaft die Möglichkeit, sich am öffentlichen Leben zu partizipieren, ja es sogar wesentlich zu beeinflussen, während die Männer dies öffentlich taten.
Der Salon war ein Ort geworden, an dem die gebildete Frau ihre neue Machtdomäne aufbaute, Frauen des Adels hatten durch die Verfassung ihre feudalen Rechte eingebüßt und nun weniger Möglichkeit, sich am öffentlichen Leben zu beteiligen. Der Salon war somit Möglichkeit für die Salonière, sich innerhalb des patriarchalen Systems sichtbar zu bewegen und zu beeinflussen und die asymmetrische Achse der Macht zwischen Mann und Frau herauszufordern.
Die meisten einflussreichen Salonières waren charismatische Frauen, Vorkämpferinnen für Rechte der Frauen und eine egalitäre Gesellschaft. Der Salon als feministische aber auch femininer Ort war geprägt durch die Kunst der Kommunikation, der gelegentlichen Intrige, der Mediation, des Brückenbauens, der Friedensschlichtung und vor allem war es ein Ort, der politisch und gesellschaftlich neutral war. Er ermöglichte Menschen unterschiedlichen finanziellen Standes, unterschiedlicher religiöser Abstammung, gesellschaftlichen Ranges, politischer Zuordnung und nationaler Abstammung einen Ort des Austausches und der Kommunikation.
Frauen konnten in diesem Rahmen ihre Rolle als Vermittlerin einnehmen, des „powerbroker“. Männer hatten Möglichkeiten, im öffentlichen Leben, diese Rollen einzunehmen, als politischer Vertreter, Impresario, etc. Der Salon war das einzige Terrain der Frau, auf dem sie diese Rollen ebenso einnehmen konnte. Der Politische Salon zeigte sich insbesondere bei Berta Zuckerkandl und Anna Kuliscioff.
Eine weitere Intention des Salons war auch jene der Etablierung einer Universität für Frauen. Frauen gingen in ihrem Salon mit den Männern in geistigen Wettbewerb. Die Frau hatte gesetzlich verankerte Unterordnung, Heirat ohne Liebe, diminuierende Erziehung, gelernt. Der Salon gab ihr einen Ort der Autonomie, einen Ort, an dem sie selbstbestimmt entscheiden konnte.
Dieser Aspekt kommt vor allem bei den Salonières gegen Ende des 18. Jahrhunderts zu tragen, deren Hauptakteurinnen jüdische Frauen waren, die nicht nur für Ihre Rechte als Frauen eintraten, sondern auch für ihre Freiheit innerhalb der jüdischen religiösen Erziehung. Sie kämpften nicht nur für die Emanzipation als Frau sondern auch für Ihre Emanzipation als Jüdische Frau.